»Kak pri balkje«, ein russischer Kreistanz auf der Wiese des Mühlviertler Bildungshofs

Auch heuer fand wieder vom 28. Juli
bis 4. August 2012 am Mühlviertler Bildungshof Gießhübl bei Amstetten (NÖ) die
nunmehr schon 24. Tanz- Und Singwoche statt – und natürlich war unsere Familie
wie jedes Jahr wieder vollständig dabei. Und das, obwohl unser Nachwuchs
bereits 19 und 25 Lenze zählt. Wieso das so ist, möchte ich im folgenden
erläutern.

In den späten 80er Jahren ins Leben
gerufen sollte diese Woche mehr sein als nur ein Angebot für Chorsingen und Folkloretanzen
nebeneinander. Alle Teilnehmer sollten bei beidem aktiv
mitmachen. Auch das „Tanzen zum Singen“ (und umgekehrt) wurde von der ersten
TAUSI an propagiert und war fester Bestandteil des Programms. Daher ist das
„Und“ im Titel dieser Veranstaltung stets groß und fett geschrieben.

In den ersten Jahren wurde das
Programm ausschließlich von Walther Derschmidt (Singen) und Raimund Sobotka
(Tanzen) geleitet. Bald schon wurden Tanzexperten aus den Niederlanden wie Erda
Baerents und Bianca de Jong verpflichtet, die Raimund einen erheblichen Teil
der Programmgestaltung abnahmen (er hatte auch so noch genug zu tun und macht
bis heute das „Singen Speziell B“, das speziell auf weniger Geübte Rücksicht
nimmt).

Ursprünglich vom Tanzen her kommend
hat mich in den ersten Jahren das Singen mit Walther am meisten beeindruckt.
Diese Freude am gemeinsamen, mehrstimmigen Singen war mir bis dahin nicht
bekannt gewesen. Im Gewölbe im Schloss Riedegg entstand eine richtig dichte
„Klangwolke“, die Lust auf mehr machte.

Musizieren (Walther dirigiert) und dazu Tanzen

Im Lauf der Jahre wurde das
Musizieren immer mehr fester Bestandteil der Woche. Während in den ersten
Jahren nur im kleinen Kreis musiziert wurde (Kammermusik mit Walther), wurde
später ein eigener Programmpunkt „Musizieren“ angeboten, wo auch weniger Geübte
mitspielen konnten. Das so formierte „TAUSI-Orchester“ studierte während der
Woche die Musikstücke zu einigen unterrichteten Tänzen ein spielte am
Abschlussabend live. Mit Ellen van Vliet als professionelle Musikpädagogin
wurde die Einstiegs-Schwelle für dieses Musizieren nochmal drastisch gesenkt,
nun waren wirklich alle Teilnehmer herzlich eingeladen, mitzuspielen, auch
jene, die kein Instrument beherrschen, ja noch überhaupt nie gespielt haben –
und natürlich auch die Kinder! Selbst für „alte Hasen“ wie mich ist es immer
wieder faszinierend, wie sich aus „so einem Haufen“ innerhalb einer knappen
Woche ein Orchester entwickelt, das am Abschluss­abend durchaus respektabel
klingt und zu dessen Musik man wirklich gut tanzen kann.

Hier hat natürlich die Orchesterleiterin
einen ganz großen Anteil am Erfolg. Seit drei Jahren ist es die normalerweise
sehr ruhig wirkende Barbara Stipsitz, die mit Furore und totalem Einsatz und
trotzdem so viel Feingefühl das TAUSI-Orchester leitet. Auf den Videoaufnahmen
kann man nur erahnen, wie mitreissend und gleichzeitig gefühlvoll die
Performance am Abschlussabend war. Allein dieses Erlebnis ist die Teilnahme an
der TAUSI wert.

Mäandertanz am Abend unter freiem Himmel

Kinder und Jugendliche spielen bei
der TAUSI eine große Rolle, obwohl das Programm nicht speziell für sie
zugeschnitten ist. Zwar werden die kleineren Kinder durch Gabi und Marianne am
Vormittag betreut, zu den sonstigen Zeiten jedoch machen sie meist einfach beim
„Erwachsenen­programm“ mit – oft mit einer Begeisterung, die mich immer wieder
erstaunt. So hat sich im Lauf der Jahre eine richtige Clique aus bereits jungen
Erwachsenen und Teenagern gebildet, die vor 10 Jahren noch beim von mir
geleiteten „Kindertanzen“ (einer der vielen inoffiziellen Programmpunkte der
TAUSI, die quasi so nebenbei passieren) dabei waren. Diese Youngsters, wie sie
sich selbst bezeichnen, sind bei der TAUSI nicht mehr wegzudenken und gestalten
bereits selbst einen beträchtlichen Teil des – inoffiziellen – Programms. Da
werden auch schon mal Nächte durchgemacht, sei es mit Tanz oder beim
Werwolf-Spielen, und immer wieder gelingt es Ihnen, das zusehende und
mitmachende Publikum zu überraschen.

Das ist wohl einer der Hauptgründe,
warum wir als Familie auch nach so vielen Jahren regelmäßiger Teilnahme keine
TAUSI auslassen – sie ist ein Fixpunkt im Kalenderjahr.

Am freien Nachmittag auf der Burg Kreuzen: Auch dort lassen es sich die "Youngsters" nicht nehmen, den flotten Linedance »16 Tons« zu tanzen; einige "normale Besucher" schauen erstaunt zu. Das Netbook ist als Musikanlage ziemlich überfordert. Und wenn das auch nicht dabei ist, kein Problem, dann wird halt zum Tanzen gesungen.

Abseits der Woche finden unterm
Jahr immer wieder TAUSI-Treffen statt, wo sich die Teilnehmer der vergangenen
Wochen zusammenfinden und gemeinsam die Kanons von Walther und die bei Angela
Reutlinger gelernten Tänze wiederauffrischen. Und auch da sind die „Youngsters“
immer dabei, ja oft sogar treibende Kraft.

Erfolgsrezept dieser Woche sind
einerseits die pädagogisch geschulten Referenten, die alle geradezu
enthusiastisch ihrer Leidenschaft folgen; die Bereitschaft, jede Menge unbezahlter
Überstunden zu machen, um selbst ad hoc deponierte Wünsche zu erfüllen. Sicher
aber nicht zuletzt auch die Kommunikationskultur innerhalb des
Organisatoren-Teams. Während der Woche setzt sich des Team (=alle Referenten)
jeden Tag zusammen und bespricht den Tagesablauf der kommenden Tage, mögliche
Verbesserungen und aufgetretene Probleme. Gemeinsam wird nach bestmöglichen
Lösungen gesucht; natürlich gibt es da und dort Differenzen, die aber im Großen
und Ganzen auf sachlicher Ebene diskutiert werden. Und: Das Team schottet sich
dabei nicht ab. Wenn einzelne Teilnehmer bei solchen Besprechnungen zuhören
bzw. auch mal ein Statement abgeben wollen, ist das in der Regel kein Problem.
Das ist aber meist ohnehin nicht notwendig, denn ein Ansprechpartner für
allfällige Probleme (z.B. Christoph) ist sowieso immer in der Nähe.

Schwungvolles Tanzen mit Angela

Ich kenne einige sehr interessante, tolle und
empfehlenswerte Tanzveranstaltungen, jede hat ihren eigenen Reiz. Die Tanz- Und
Singwoche ist für mich jedenfalls die familiärste Woche, die ich kenne. Wer
sich das kommendes Jahr nicht entgehen lassen will, sollte sich den 26. Juli
bis 4. August 2013 vormerken (wegen des 25-jährigen Jubiläums ist diese Woche
dann ausnahmsweise 9 Tage lang ;-). Natürlich wird wieder unsere Tanzmeisterin
Angela mit dabei sein, die (trotz ihres Alters) gerade die Jugend begeistern kann,
und natürlich auch Barbara, die sicher auch diesmal wieder bis in die Nacht
hinein Partituren schreiben wird. Raimund, sein Sohn Christoph, Walther, Gabi
und Marianne selbstredend ebenso. Und wir hoffen, es gelingt auch Bianca de
Jong und Ellen van Vliet wieder zu engagieren, die, wenn es ihnen vom Termin
her möglich ist, schon ihr Interesse bekundet haben.