Die Misa Criolla in der Choreografie von Nanni Kloke begleitet mich seit 2017, als ich sie in Dresden im Rahmen eines Workshops kennenlernte. Die Musik des Komponist Ariel Ramirez vereint lateinamerikanische und europäische Elemente und die Misa zählt heute zu den populärsten Werken christlicher Musik. Für die Choreografie hat Nanni Kloke eine Einspielung der Misa Criolla durch Adrian Rodriguez van der Spoel - Música Temprana - gewählt.
Anlässlich der Langen Nacht der Kirchen (28.5.2021) konnten wir die Misa unter der Leitung von Dani Wildprad mit einer kleinen Gruppe in der St. Nepomuk Kirche in Wien aufführen. Eine große Freude nach vielen "tanzlosen" Monaten.
Was ist für mich das Besondere an der Misa? Ich habe mit dem Kreis-/Folklore-/meditativen Tanz vor vielen Jahren begonnen und habe dabei entweder regelmäßig in einer kleinen Gruppe getanzt oder Workshops bekannter Tanzleiter:innen besucht. Unter den Workshopteilnehmer:innen gibt es nach meiner Beobachtung zwei Gruppen, einerseits jene, die Tänze "sammeln" und andererseits jene, denen eine Vertiefung im Sinne von "weniger ist mehr" wichtig ist. Ich zähle mich eher zu letzteren und dafür ist die Misa ideal. Mit gut 20 Minuten Länge, vielfältigen Schrittfolgen und überraschenden Rhythmen wird man als Tänzer:in gefordert. Da sich die Misa gut für Aufführungen, z. B. im Rahmen von Gottesdiensten, eignet, gibt es auch immer wieder Projekte und damit neue Herausforderungen, wie z. B. unterschiedliche Gruppengrößen. Statt einer großen Gruppen sind es auf einmal nur mehr sechs Tänzer:innen, die sich - coronabedingt - auch gar nicht mehr an den Händen fassen dürfen. Wie vermittelt man trotzdem einen geschlossenen Kreis? Bei sechs Tänzer:innen kann man sich auch nur mehr schlecht "durchmogeln". Habe ich genug Selbstvertrauen? Wie halte ich die Balance zwischen "sich dem Tanz hinzugeben" und dennoch auf seine Mittänzer:innen links und rechts zu achten (und auf Kabel, Stufen ...)? Spannende Aspekte, die nicht nur für das Tanzen relevant sind, sondern auch im Alltag eine praktische Bedeutung haben.
Seit 2017 habe ich die Misa mehrfach in Workshops erarbeitet und auch einige Male bei Aufführungen mitgewirkt. Neben thematischen Arbeiten an den verschiedenen Teilen der Misa (Kyrie, Gloria, Credo ...) sind mir die Bilder, die hinter den Bewegungen liegen ("wir schleppen unsere Last", "eine Spirale in den Himmel" oder "ich spanne mich in alle vier Himmelsrichtungen") besonders wichtig. Diese Bilder verändern die Bewegungen, sie werden organischer und trotzdem behält jede:r seine Individualität und bringt seine aktuelle Tagesverfassung mit.
Und, last but not least, lernt man mit der Misa neue Menschen und neue Orte, speziell Kirchen, kennen. Corona hat uns - wie vielen anderen auch - leider einen Strich durch die Rechnung gemacht, denn 2020 und 2021 wäre sie in England, in Berlin, in Karlsruhe ... getanzt worden. Umso glücklicher bin ich, dass wir sie am Pfingstsonntag in der Kirche zum Heiligen Geist (Südstadt) und jetzt erstmals in Wien in der Langen Nacht der Kirchen aufführen/tanzen konnten.
(Diese Foto entstand während der Aufführung in der Kirche zum hl. Geist/Maria Enzersdorf, 2021)
Falls jemand die Misa Criolla mit seiner Tanzgruppe erarbeiten möchte oder eine Idee für eine Aufführung hat, kann sich herzlich gerne an mich wenden. Auch auf Choretaki werde ich weiter über die Misa berichten.
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