Weihnachten wird in Russland am 7. Januar gefeiert, und nicht so wie bei uns am 25. Dezember. Warum das so ist, hat seinen Grund im Unterschied zwischen dem julianischen und dem gregorianischen Kalender. Weihnachten in Russland war schon immer in erster Linie ein religiöses und kein volkstümliches Fest. Am Heiligabend und am ersten Weihnachtstag werden lange feierliche Gottesdienste in der Russischen Orthodoxen Kirche zelebriert, zu denen natürlich Weihnachtsgesänge und Kanons gehören. Doch diese kirchlichen Gesänge hat man nie in die häusliche Tradition übertragen.
In früheren Zeiten gab es überall in Russland, Ukraine und Weissrussland das Koljada (Theophanie) singen. So nennt man diesen alten Weihnachtsbrauch zur Feier der Geburt Christi. In der Nacht vom 6./7. Januar schlief man üblicherweise nicht, sondern ging man von Haus zu Haus und sang man eben solche Koljada zu Weihnachten. Diese Tradition war hauptsächlich den Kindern und Jugendlichen vorbehalten. Mit den Texten von Koljada wünschte man Glück, Gesundheit, Reichtum für das Haus und man wurde auch um Leckereien gebeten. Und die letzte Strophe lautet üblicherweise so: wenn wir keine Leckereien bekommen, bedeutet es Hühnerfüße für die Bewohner und Armut für das Haus. Die Kinder bekamen für das Singen vor den Fenstern von Nachbarhäuser immer verschiedene Leckereien.
In die Sowjet Union wurden Religion und auch die alten Traditionen stark unterdrückt und so war diese Tradition von Koljada singen in den kommunistischen Jahren in Russland fast ganz verschwunden. Anders in der Ukraine, wo das Kaljada singen in den sowjetischen Jahren erhalten geblieben ist. Heutzutage wird dieser Brauch überall wieder ins Leben gerufen: Man lernt wieder die alten Lieder, verkleidet sich wie zu alten Zeiten, zieht Masken an und geht von Haus zu Haus.
Volkstümlich und richtig feierlich wurden früher in Russland auch die Swjatki (heilige Tage) gefeiert, die mit dem Fest der Taufe des Herrn, nach dem russisch-orthodoxen, julianischen Kalender am 19. Januar (Dreikönigsfest) enden. Die traditionellen Swjatki Bräuche, wie z.B. orakeln oder sich verkleiden und von Haus zu Haus singend gehen und Leckereien dafür bekommen, sind in vielen Werken der russischen klassischen Literatur beschrieben. Doch leider konnten diesen Traditionen die Sowjetzeiten nicht überleben. Und so sind auch die Swjatki-Lieder in Vergessenheit geraten.
Da nach der russischen Oktoberrevolution die Religion unterdrückt wurde und es verboten war, Weihnachten als religiöses Fest zu feiern und gleichzeitig (statt des bis dahin üblichen gregorianische Kalender eingeführt wurde, verschoben sich alle weihnachtlich-feierlichen Rituale von Weihnachten (nach julianischem Kalender) auf Silvester (nach gregorianischem Kalender). Daher wird in Russland der Weihnachtsbaum pünktlich zum gregorianischen Silvester aufgestellt und als Neujahrsbaum umbenannt, mit einen roten Stern (kommunistisches Symbol) oben darauf. Den Weihnachtsmann nennt man in Russland Djed Moros (Großväterchen Frost) und er bringt die Geschenke in der gregorianischen Silvesternacht. Nach der heute verbreiteten Vorstellung hat Djed Moros einen langen, dicken weißen Bart und führt ein magisches Zepter, dessen Spitze alles, was sie berührt, gefrieren lässt. Er wohnt tief in der Taiga, ist sehr naturverbunden und trägt traditionell einen eisgrauen, mit Blautönen durchwebten Pelzmantel. Unter westlichem Einfluss sind heute jedoch durchaus auch Darstellungen im roten Mantel zu finden.
Mehr zum Julianischen Kalender schreibt Hennie Konings in diesem Artikel: Ein paar Worte zum Julianischen Kalender.
By Пимоненко, Николай Корнильевич (http://artmastera.mybb.ru/viewtopic.php?id=127) [Public domain], via Wikimedia Commons
Hennie Konings
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