Die
bunte Welt der israelischen Volkstänze umfasst ein weites Spektrum
an Melodien, Tanzformen, Rhythmen und Schwierigkeitsgraden–
und
dabei hat jeder Tanz seine ureigene Choreographie.

Aus
dem antiken Israel sind keine Tänze erhalten. Die israelischen Tänze
entstanden erst im 20. Jh. Es sind streng genommen keine religiösen
Tänze, obwohl sie oft einen Bibelbezug haben und auch noch heute
häufig Psalmentexte oder Gebete die Grundlage bilden.

Der
allererste Tanz entstand 1924 - eine Hora. In 1948 bei der Gründung
des Staates Israel gab es 75. Heute sind es mehr als 4.500 Tänze und
jedes Jahr kommen 50-100 hinzu. Die Choreographen bereisen die ganze
Welt und geben ihre Kreationen auf Tanzworkshops und Dance Festivals
weiter.
In
Israel selbst wird überall getanzt, in Kursen, bei unzähligen
Events und am Strand von Tel Aviv. Die Tanzbegeisterung verbindet
Jung und Alt.

Faszinierend
ist die Vielfalt der Rhythmen und Melodien. Sie wiederspiegeln
einerseits die kulturelle Herkunft der eingewanderten Juden -
andererseits die Kultur der bereits in Palästina lebenden Beduinen,
Drusen und Araberstämme. Nach 1970 kamen auch Impulse aus dem
Bereich non-folkdance wie Ballett, Jazzdance, Modern Dance,
lateinamerikanische Tänze und Pop hinzu.

Die
bedeutendsten Einflüsse kommen

  • vom
    jemenitischen jüdischen Tanz mit einer mehr als 400 Jahre alten
    Tradition:

1949-1950
emigrierten mit der Aktion „Fliegender Teppich“ 50.000 Juden aus
dem Jemen nach Israel, wo sie eine unterdrückte, verfolgte verarmte
Minderheit waren. Sie sind durch den Grundschritt Jemenite und
elegante Hand-und Kopfbewegungen vertreten.

  • Von
    den süd-ost- und mitteleurop
    äischen
    Volkst
    änzen
    (wie Hora, Polka, Walzer):

Die
ab 1905 aus Europa eingewanderten sozialistischen Zionist/innen
gründeten als Pioniere erste Kibbuzim (kollektive Farmen). Vor allem
nach dem 2. Weltkrieg und seit der Gründung des Staates Israel in
1948 dienten der gemeinsame Tanz und das gemeinsame Singen dem
politischen Ziel der Schaffung einer egalitären säkularen
israelischen Nation und Kultur. Die Handhaltung bei den Kreistänzen
hatte starken Symbolcharakter. Die schnellen Laufschritte und hohen
Sprünge zeigten ein neues jüdisches Körperideal – jung, stark,
frei!

  • Von
    der mediterranen Kultur: Ab 1950 kamen auch Immigranten/innen aus
    der Türkei, Griechenland, Marokko, Irak etc. Sie nahmen ihre
    traditionellen Instrumente (Darbuka, Oud.) mit.

  • Von
    den orthodoxen Juden: Für die Chassidim (eine mystische orthodoxe
    jüdische Bewegung in den osteuropäischen Ländern ab 1740) gilt
    Tanz als eine Form des Gebetes und führte z.T. zu einem
    Trancezustand. Der chassidische Schritt ist nach wie vor Standard,
    auch die Hände werden oft wie zum Gebet erhoben. Die sephardische
    jüdische Kultur aus Spanien ist ebenfalls mit wunderschönen
    Liebesliedern repräsentiert.

  • Und
    von den ethnischen Minderheiten in Israel:

Von
den Beduinen u.a. in der Wüste Negev wurde der ursprüngliche
Männertanz Debka mit vielen Stampfschritten und Sprüngen
übernommen.

Von
den Tscherkessen – die vor den russischen Eroberern in 1864 aus
ihrer Heimat im Kaukasus ins Osmanische Reich flohen, kommt der
Schritt Tscherkesse.

Die
klassischen israelischen Tänze besingen die Schönheit des Landes,
erzählen von den Themen der Pionierzeit

z.B. vom Finden einer Wasserquelle in der Wüste, lassen uns Psalmen
und Gebete meditativ mit unseren Füßen und Herzen erleben. Wir
tauchen in fremde exotische Klanglandschaften ein und erfahren das
übersprudelnde kreative Lebensgefühl des modernen Israels.