Eine Krebsdiagnose erschüttert den Menschen – es fühlt sich an wie der „Sturz aus der Normalität“ – und stellt für Betroffene nicht nur eine physische sondern immer auch eine emotionale Belastungssituation dar. Ängste, Erschöpfungszustände, Schlafstörungen oder Depressionen sind oftmals die Folge. Eine Tanztherapie kann helfen, wieder Boden unter den Füßen zu finden, der sprichwörtlich „wie weggezogen“ wurde. Im individuellen Tanz und Bewegen ohne Leistungsdruck kann ein innerer Freiraum entstehen, der das Finden neuer Wege ermöglicht - für ein Leben trotz Krebs.
In Bewegung kommen
Tanztherapie zählt zu den Künstlerischen Therapieverfahren, die in der Krebsnachsorge eine zunehmende Bedeutung erfahren. Hier hilft der Tanz als Medium den Patienten, ihre Ohnmacht zu überwinden und die Krebserkrankung aktiv zu verarbeiten. Tanztherapie spricht den Menschen unmittelbar auf körperlicher und emotionaler Ebene an. Nicht nur das Bewegungsrepertoire und die Handlungsfähigkeit werden erweitert, sondern die verlorengegangenen Zusammenhänge von Körper und Seele wieder hergestellt. Tanztherapie bietet die Chance, das aktuelle Körperbild wahrzunehmen, zu akzeptieren und die damit verbundenen, oftmals als schwierig empfundenen Gefühle wie Angst, Trauer oder Wut auszudrücken und zu verarbeiten. Tanztherapie unterstützt, mit Körper, Geist und Seele wieder in Bewegung zu kommen und so einen Weg aus einem Gefühl von Ohnmacht, innerer Starre oder Hilflosigkeit heraus zu finden. Darüber hinaus helfen reflektierende Gespräche, die von den speziell für die Onkologie qualifizierten Tanztherapeuten geleitetet werden, um positive Bilder und Erfahrungen aus der Tanztherapie in den Alltag übertragen zu können.
Sich im Körper (wieder) zuhause fühlen
Kaum eine andere Erkrankung verursacht eine derartige Kränkung des weiblichen Körpers und des Selbstbildes wie Krebs. „Ich fühle mich in meinem Körper nicht mehr zu Hause“ berichten insbesondere Frauen nach den medizinischen Behandlungen wie Operation, Chemotherapie, Strahlentherapie und/oder Antihormontherapie. Mit Unterstützung der Tanztherapeutin können sie sich behutsam den krebsbedingten Veränderungen des Körpers annähern und allmählich ein neues Körperbild entstehen lassen. Durch achtsames Bewegen, Tanzen und Selbstberührung wird ihr Körpergedächtnis aktiviert und der Bezug zum eigenen Körper hergestellt. Das verlorengegangene Vertrauen zu sich selbst kehrt allmählich zurück.
Sich Bewegen und Bewegt Sein
Tanztherapie wird im Einzel- und Gruppensetting angeboten. Während in der Einzelarbeit die individuellen oder auch intimen Themen im Vordergrund stehen und behandelt werden, erleben sich die Gruppenteilnehmerinnen zusätzlich im Miteinander. Hier haben sie die Chance, sich mit Gleichbetroffenen auszutauschen und das zu verbalisieren, was Außenstehende und Nichtbetroffene meist nicht verstehen können oder wollen.
Entlastung für Angehörige
Eine Krebserkrankung betrifft immer auch die ganze Familie. Besonders jugendlichen Kindern krebsbetroffener Eltern und Lebenspartnern betroffener Frauen fällt es schwer, über eigene Belastungen zu sprechen. Eine Tanztherapie bietet ihnen den Rahmen, in dem sie ihren Sorgen Ausdruck verleihen, sich mit gleichaltrigen bzw. ähnlich betroffenen Angehörigen austauschen und sich ihrer Stärken bewusst werden können.
Lebensfreude wecken und neue Perspektiven
In der onkologischen Nachsorge arbeitet die Tanztherapie ressourcenorientiert und supportiv: Imaginationen werden in Bewegung umgesetzt und der Tanz zu vorgegebenen Themen lässt sich selbst neu erfahren. Ziel der Tanztherapie in der Onkologie ist, den Prozess der Krankheitsverarbeitung zu unterstützen und die Lebensqualität zu verbessern. Erste wissenschaftliche Studien weisen auf die positive und unterstützende Wirkung der Tanztherapie in der onkologischen Rehabilitation hin. Die Studienteilnehmerinnen berichten, dass ihnen die Tanztherapie geholfen hat den Zugang zu sich selbst herzustellen, emotionale Spannungen abzubauen, Vitalität zu steigern, Lebensfreude zu gewinnen und neue Perspektiven zu finden - für ein Leben mit oder nach Krebs.
Seminare für Frauen mit Krebserfahrung
werden im süddeutschen und im Mittelmeerraum von Elana Mannheim angeboten. Hier finden krebsbetroffene Frauen den Schutzraum und die vertrauensvolle Atmosphäre unter Gleichbetroffenen, um
- dem Körper mit Achtsamkeit zu begegnen und ihn anzunehmen,
- sich ohne Leistungsdruck zu bewegen,
- Gefühle zu- und loszulassen,
- Selbst-Vertrauen aufzubauen und
- eine innere Balance zu gewinnen.
Für Mütter mit jugendlichen Töchtern oder Söhnen bietet der gemeinnützige Verein Tanztherapie nach Krebs e.V. Wochenendeseminare unter der Leitung von Elana Mannheim an.
Dank Ihrer langjährigen Erfahrung in der Krebsnachsorge begleitet Elana Mannheim die Teilnehmerinnen wertschätzend und mit Klarheit, damit sie ihren persönlichen Weg zu einem möglichst stressfreiem Leben trotz Krebs finden können.
Literaturhinweis:
Mannheim, E.G., Helmes, A., Weis J., 2013. Tanztherapie in der stationären onkologischen Rehabilitation. In: Forschende Komplementärmedizin. 1/2013; 20:33-41. S. Karger, Freiburg.
Verfasst von Elana G. Mannheim
Fotoquelle: onkodanza, Freiburg (http://www.onkodanza.de/)
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