Wer regelmäßig tanzt, hat bewusst oder unbewusst die positive Wirkung des Tanzens bei sich und anderen feststellen können. Nach einem Tanzabend hat sich die eigene Stimmung deutlich verbessert, man freut sich über eine gelungene Schrittfolge oder ein Problem hat sich gelöst. Vielen von uns ist vielleicht gar nicht bewußt, wie viele soziale Kontakte und gemeinsame Aktivitäten als Nebeneffekt des gemeinsamen Tanzens entstehen oder entstanden sind. Ich erwähne hier stellvertretend die steigende Zahl von Tanz-/Urlaubsreisen.
Läßt sich diese positive Wirkung aber auch wissenschaftlich nachweisen? Dazu hat Anita Kidritsch eine Studie mit dem Titel "Was hält im Alter mobil? Gleichgewicht, körperliche Aktivität und soziale Integration im Vergleich zwischen 60- bis 80-jährigen gesunden Personen, die regelmäßig tanzen, Sport betreiben oder im Alltag aktiv sind – eine Querschnittstudie" begleitet.
Anita Kidritsch hat Physiotherapie an der Wiener Akademie des SMZ Süd studiert und einen M.Sc. erworben. Seit 2013 ist sie FH-Dozentin an der FH St. Pölten und seit 2022 arbeitet sie als Senior Researcher im Forschungspersonal der FH St. Pölten. Fragestellungen zum "Lebenslangen Lernen" stellen die Verbindung zum Tanzen her. Anita Kidritsch beschäftigt sich aber nicht nur theoretisch mit dem Tanzen, sondern sie leitet auch eine regelmäßige Grete-Wiesenthal-Gruppe in Mödling. Seit 2012 ist sie im Vorstand des Vereins für Tanzmedizin (https://tamed.eu/).
Die Studie
Im Jahr 2019 trat Karl Hömstreit, der damalige Leiter des Seniorentanzverbandes Niederösterreich, an die FH St. Pölten mit der Idee heran, in einer Studie die positive Wirkung des Tanzens auf Alterungsprozesse zu untersuchen. Verglichen wurden drei Gruppen "Tanzende", "Sportlich aktiv" und im "Alter aktiv". Anhand standardisierter Tests hat Anita Kidritsch mit Physiotherapie-Studierenden drei Gebiete untersucht: Gleichgewicht, Kraft-Ausdauer und soziale Integration. Die Studie konnte erst nach den Corona-Jahren 2020 - 2021 mit einer relativ kleinen Anzahl an Studienteilnehmer:innen durchgeführt werden. Dennoch zeigt sich, dass regelmäßig tanzende Senior:innen ein um 5,5 Punkte signifikant höheres Gleichgewicht haben als sportliche Personen und um 7,5 Punkte im Vergleich zur dritten Gruppe. Als Sturzprophylaxe ist ein gutes Gleichgewicht von großer Bedeutung. Zu den beiden anderen Fragestellungen konnten keine signifikanten Zahlen geliefert werden.
Die komplette Studie kann hier nachgelesen werden: Was hält im Alter mobil? Gleichgewicht, körperliche Aktivität und soziale Integration im Vergleich zwischen 60- bis 80-jährigen gesunden Personen, die regelmäßig tanzen, Sport betreiben oder im Alltag aktiv sind – eine Querschnittstudie (sciendo.com).
>> das Bild zeigt: "die Testung der Kraftausdauer mit Gewichtsmanschette und Stütz an der Wand". <<
Ideen und Wünsche für die Zukunft
Als Physiotherapeutin und Tänzerin unterstützt Anita Kidritsch Verbände und Netzwerke wie ta.med, Seniorentanz oder Arts for Health Austria (https://www.artsforhealthaustria.eu/), damit Tanz verstärkt auch im Gesundheitsbereich eingesetzt wird.
Aus ihrer Sicht könnten darüber hinaus unterschiedliche Initiativen z.B. im Sinne von Social Prescribing, über Angebote von Primärversorgungszentren oder durch Aufnahme als Teil von Leistungskatalogen wie etwa der PV-Einrichtungen gesetzt werden.
Fragen oder Anregungen bitte direkt an Anita Kidritsch (oder per Mail: anita.kidritsch@fhstp.ac.at). Anitas nächste Veranstaltungsreihe ist im Herbst 2024.
Ich bedanke mich sehr herzlich bei Anita Kidritsch, dass sie sich Zeit für meine Fragen genommen und den Text mitgestaltet hat und bei Karin Mattes, die mich mit ihr vernetzt hat. (Beate Stipanits)
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