Dieses Interview wurde per e-mail geführt
Was hat dich dazu gebracht Singen und Tanz miteinander zu verbinden?
Singen und Tanzen gehören für mich untrennbar zusammen. Wenn wir kleine Kinder beobachten, summen und singen sie vor sich hin und bewegen sich ganz selbstverständlich rhythmisch zur Musik. Noch vor der Sprache entwickelte sich in der Menschheitsgeschichte Gesang und Tanz. Das Singen und Tönen versetzt unsere Seele und unsere Zellen in Schwingung, es ist innerer Tanz. Und dieser Klang lockt dann auch unseren Körper äußerlich in die Bewegung, in den äußeren Tanz. Ohne Musik kein Tanz. Bringen wir beides zusammen, durchströmt uns die innewohnende Botschaft der Lieder und Tänze von Kopf bis Fuß.
Entwickelst du zu deinen Liedern die Choreographien selbst und wenn ja, was motiviert dich dazu?
Anfangs habe ich das Choreografieren meiner Musik anderen, erfahreneren TänzerInnen überlassen und bis heute habe ich das Glück, dass viele TanzkollegInnen sich von meiner Musik inspirieren lassen zu vielfältigen Tanzchoreografien. Zu manchen Liedern von mir gibt es bis zu fünf verschiedene Choreografien. Das ist auch für mich ein großes Geschenk. Seit der Tanz dann immer mehr auch zu meiner Leidenschaft geworden ist, choreografiere ich auch selbst viele meiner Lieder. Während ich singe, entsteht plötzlich der Impuls zu Schritten und Gebärden und so formt sich ein Tanz daraus, – fast wie selbstverständlich.
Was ist dein thematischer Schwerpunkt?
Meine thematischen Schwerpunkte haben sich im Lauf meiner jetzt 30-jährigen Freiberuflichkeit immer wieder verändert, je nachdem, was mich berührt und ergriffen hat. So kann ich hier nur ein paar Stichworte nennen zu mir wichtigen Themen:
- Verbindung zur Quelle des Seins, zur Großen Göttin, zu Mutter Erde
- Die Weisheit des Jahresrades, der Jahreskreisrituale
- Verbundenheit und Frieden
- Herzöffnung – Räume weiten
- Lebenskraft und Lebensfreude
- Übergangsrituale
Beschreibe uns bitte für wen und wo du deine Kurse anbietest?
In meinen ersten Jahren habe ich meine Kurse bewusst nur für Frauen angeboten, um in einer patriarchal dominierten Welt, Frauen Räume anzubieten, in denen sie Regeneration und Stärkung erfahren und in denen sie sich trauen, ihre Stimme zu erheben (so viele Frauen haben ein Trauma und glauben keine Stimme zu haben, erst recht keine Singstimme) und ihre Tanzschritte zu gehen (oder auch mal zu stolpern). Diese Räume anzubieten ist mir auch weiterhin wichtig.
Daneben biete ich aber auch Kurse für Frauen und Männer an, da wir die Männer unbedingt mit ins Boot holen müssen, wenn sich die Welt grundlegend wandeln soll in ein respektvolles und friedvolles Miteinander.
Welche Träume, Wünsche, Visionen hast du in Bezug auf deine Lieder und Tänze?
Eigentlich bin ich wunschlos glücklich. Meine Lieder und Tänze werden in so vielen Gruppen getanzt und gesungen und ich durfte und darf so oft erfahren, wie Menschen sich berühren lassen und gestärkt aus den Seminaren in ihren Alltag zurückkehren. Das ist ein großes Geschenk. Ich bin tief dankbar, meine Berufung leben zu dürfen und die Welt damit vielleicht ein Stück liebevoller und friedvoller zu machen.
Gibt es ein Motto oder Spruch, der für dich wichtig ist?
Oh, da könnte ich viele Weisheiten nennen, die mich im Lauf des Lebens inspiriert und ein Stück begleitet haben. Aber das Motto, das mir in den letzten Jahren der gesellschaftlichen Spaltungen am meisten am Herzen liegt, das drückt vielleicht eines meiner neueren Friedenslieder aus:
Lasst uns Gräben überwinden, wieder zueinander finden,
lasst uns zuhör‘n und vertrauen, miteinander Brücken bauen.
Lasst uns mutig weiter gehen, lernen tiefer zu verstehen,
Wege finden zu vergeben, in Respekt und Frieden leben.
Was sind deine nächsten Veranstaltungen?
Vom 25. -29. Juni wird am Bodensee auf der Insel Reichenau ein längeres Seminar gemeinsam mit meiner Tanz-Kollegin Ingemar Rohn stattfinden zum Thema "Fülle und Schönheit". Allein der Ort bietet uns schon seine Fülle und Schönheit an, - direkt am Wasser können wir singen und tanzen, eintauchen und uns nähren. Die Lieder und Tänze führen uns immer tiefer ins Thema und wir können unsere Seelengefäße wieder füllen, um gestärkt weiter zu gehen.
Vom 11. -13. Juli werde ich ein Seminar in der Ev. Akademie Bad Herrenalb geben zum Thema "In die Weite". Wir werden singend und tanzend erspüren, wo es in uns eng oder beengend geworden ist und wie wir uns wieder ausdehnen und weit werden können in Körper und Seele. Wir brauchen alle diese Weite, um gut atmen zu können, um liebevoll mit uns selbst und allen Lebewesen zu sein. Um in Frieden zu kommen.
Vom 21. - 24. August habe ich ein Seminar in der Schweiz, im LIndenbühl - oberhalb von St. Gallen, in den Hügeln bei Trogen. Das Semianr hat den Titel " Verbunden mit allem sind wir ein Teil". Das ist auch der Beginn eines meiner Lieder und dieses Lied und der dazugehörige Tanz werden den roten Faden bilden. Aber auch andere Lieder und Tänze führen uns in die Verbindung mit unserem Herzen und miteinander. Und in das Erspüren, dass Trennung letztlich Illusion ist. Wir sind mit allem verbunden.
Hat sich dein Zugang zu deiner Arbeit im Laufe der Zeit verändert und wenn ja, in welcher Weise?
Ja, natürlich hat sich meine Arbeit im Lauf der 30 Jahre immer wieder verändert. Die Schwerpunkte haben sich verschoben, neue Themen sind dazu gekommen.
Anfangs habe ich mich ausschließlich als Musikerin definiert. Ich habe Gesang unterrichtet, ich habe komponiert, Chöre geleitet, Konzerte gegeben. Später kam die Begeisterung am Tanz dazu und eigene Choreografien entstanden. Und die Musiktherapie und die Heilkraft der Klänge kam in mein Leben. Ein großer Reichtum.
Ist dir in Hinblick auf das Singen und Tanzen etwas besonders wichtig?
Singen und Tanzen schafft Verbundenheit. Singen und Tanzen macht glücklich. Singen und Tanzen ist heilsam für Körper und Seele. Dies mit anderen Menschen teilen zu dürfen macht mich zutiefst dankbar.
Das Interview führte Monika Klinger.
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