Peter der Große

Peter der Große/Eremitage - Wikimedia CommonsPeter der Große war der erste russische Zar, der nach Westeuropa reiste und sein riesiges Reich nach seiner Rückkehr modernisierte. Hauptziel war die Stärkung des russischen Staates. Zu diesem Zweck rekrutierte er Handwerker wie Ingenieure, Zimmerleute, Ärzte und Marineoffiziere, Architekten und auch Tanzmeister. Er führte westliche Kleidung ein und befahl dem russischen Adel, sie auch zu tragen. Auch wurde von Peter Westliche Tänze so wie das Menuett für den russischen Adel eingeführt. Er kaufte auch Kunstwerke, von denen ein Teil noch im Eremitage-Museum zu bewundern ist, dem ehemaligen Winterpalast, der von Peter in St. Petersburg erbaut wurde, der Stadt, die er schnell aus dem Sumpf gestampft hatte.

Modetänze

Modetänze erreichen Russland. Im neunzehnten Jahrhundert war der Walzer in Russland populär. Anfänglich wurde der Walzer in Russland als unanständiges Phänomen strengstens verboten. Der Klerus bezeichnete den Walzer als obszön und dass er gegen alle Gesetze des Anstands verstieße.

Die Quadrille ist ursprünglich eine französische Tanzform, die heutzutage in ganz Russland als Volkstanz vorkommt, mit Ausnahme von Orten in der russisch-ukrainischen Grenzregion. Die Balquadrille entwickelte sich in Russland zu Beginn des achtzehnten Jahrhunderts, in der Zeit der Reformationen von Peter dem Großen. Die Quadrille wurde ursprünglich von der russischen Aristokratie getanzt, aber wie die Geschichte uns lehrt, wurde die Quadrille von den Leibeigenen und Personal übernommen, aber auf ihre eigene, volkstümlichere Art getanzt. Bewohner russischer Dörfer lernten die Quadrille im 19. Jahrhundert als Modetanz der Stadtbewohner kennen. So wurde die Quadrille schnell als Dorftanz in vielen Gebieten Russlands populär.

Mehrere Tänze, die zunächst als Modetänze in den Ballsälen der größeren Städte getanzt wurden, erreichten nach und nach auch die Dörfer. Neben Walzer, Polka und Quadrille wurden auch Krakowjak und Padespan (Pas d'Espagne) beliebte Dorftänze. Die viel älteren traditionellen Volkstänze wurden in den meisten russischen Dörfern ebenso gepflegt. Wie z.B. die mit den Jahreszeiten verbundenen Reigentänze, wie die rituellen Frühlingsreigen.

Tanzen in der kommunistischen Sowjetunion

In der Sowjetunion wurden ab etwa 1920 Kulturhäuser in Städten und Dörfern gebaut. In diesen Kulturhäusern wurde eine neue Art von Volkstänzen präsentiert, die in die neue Ära passen musste. Das dörfliche Leben veränderte sich aufgrund der erzwungenen Kollektivierung der Landwirtschaft. Es gab Tanzlehrer, die Bühnenvolkstanz propagierten, und neue Volkslieder wurden komponiert, die die Ideologie der Sowjetunion vermitteln konnten. Infolgedessen trat die traditionelle Folklore in den Hintergrund.

Musiktradition

Balalaika - Quelle pexels.comMit der Entwicklung der Tanztradition in Russland entwickelte sich auch die Musiktradition. Im Jahr 1830 kaufte der Russe Iwan Sisov, aus der Stadt Tula ein „ausländisches Wunder“ auf dem damals bekannten Jahrmarkt von Nizni Novgorod: eine einfache, deutsche Spielzeugharmonika. Er kopierte das Instrument, fing an diese zu verkaufen und das führte zur ersten Massenproduktion von Ziehharmonikas in Russland. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Ziehharmonika überall in Russland so populär, dass sie die älteren Volksinstrumente ersetzte. Die Ziehharmonika und die später verbesserten Instrumente waren besonders geeignet, die Modetänze wie Walzer, Polka und Quadrille zu begleiten. Dieser Prozess fand zunächst in den Städten statt. Die Ziehharmonika verdrängte aber auch die viel älteren traditionellen Musikinstrumente in den Dörfern, wie Dudelsack, Fidel und Drehleier.

Ein Orchester russischer Volksinstrumente besteht heute aus modernen Bajans (dem russischen Knopfakkordeon) und Zupfinstrumenten. Die heute bekannten Saiteninstrumente kamen um 1888 nach St. Petersburg. Der russische Aristokrat Wassili Andrejev gründete zu dieser Zeit ein Orchester, bestehend aus Balalaikas und Domras. Beide Zupfinstrumente waren verbesserte Versionen alter Beispiele von wesentlich primitiveren Saiteninstrumenten. Andrejew trat mit seinem Orchester für die wohlhabende Bourgeoisie von St. Petersburg auf.

Das Repertoire seines Orchesters umfasste Salonmusik wie Walzer, Polkas und Arrangements russischer Volkslieder. Zur Zeit der Sowjetunion wurde die Balalaika zum nationalen Musikinstrument des russischen Volkes. Obwohl die Balalaika als Musikinstrument von und für die St. Petersburger Elite begann, wurde sie in der Zeit der Sowjetunion zum nationalen Musikinstrument des russischen Volkes befördert.