Ja, es war in der Tat ein rauschendes Fest, das '10 Jahre choretaki Tanzfest' am Welttanztag im hiphaus. Dass wir ohne Einschränkungen tanzen und einander endlich wieder die Hände reichen durften, empfanden viele - so auch ich - als größtes Geschenk.
Als vierte und letzte in der Reihe der Tanzleiterinnen fokussierte ich auf traditionelle Tänze, insbesondere um sie als Quelle der Tanzvielfalt zu würdigen. Früher wurden die Tänze innerhalb der Dorfgemeinschaften gehütet und von Generation zu Generation weitergegeben, später durften auch wir „Ausländer“ daran teilhaben und in vielfältiger Weise davon profitieren. Für jene, die sich näher damit beschäftigen, sind die traditionellen Tänze lehrreiche Geschenke und Grund zu Dankbarkeit und Wertschätzung. Das Bewusstsein, welch kostbares Gut sie auch heute noch darstellen, läuft jedoch Gefahr, vom Spaßfaktor überlagert und vernachlässigt zu werden.
Aus Sicht der Tanzforschung gelten diese Tänze als eine eigene Form der Weitergabe sozialen Wissens und damit Vermittlung von Werten, die vielen Menschen der Wohlstandsgesellschaft nicht mehr so ganz geläufig sind. In Griechenland z.B. wird von klein auf im Kreis getanzt um das Leben und seine Ordnungen zu verstehen. Im Kreis als Symbol eines größeren Ganzen, lernt der Mensch Schritt für Schritt sich darin zu bewegen und einzuüben in die Balance aus Bindung und Freiheit. Einst von den Göttern geschaffen, wurden die Musen beauftragt, durch den Tanz und andere Künste den Geist des Menschen zu veredeln. Die Menschenbildung war den Griechen nur durch die Musen denkbar. Ein Osterlied aus Thessalien (aus der unermüdlichen Tanzforschungsarbeit von Laura Shannon), verbunden mit dem von uns getanzten Syrtos Sta Tria, erzählt davon. In dem Maße wir uns auf solche Tänze einlassen, können sich Inhalt und Sinn ihrer universellen Botschaften auch für unser eigenes Leben erschließen.
Nach weiteren fröhlichen griechischen Tänzen und einem lyrischen Reigen aus der Ukraine, bildete eine jiddische Hora den besinnlichen Abschluss. Getanzt zu einem Lied, das zugleich den Wunsch nach Frieden als auch die Imagination einer besseren Welt zum Ausdruck bringt: „Sholem zol zayn, Sholem oyf der gantzer Welt“. (Sholem = Shalom = Friede)
Die Freude und die Dankbarkeit über dieses gelungene Fest wird mich noch lange begleiten.
Besonders bedanken möchte ich mich bei meiner langjährigen ARGE WissensWert Partnerin Angelika Güttl-Strahlhofer, Expertin für digitale Bildung und Mitbegründerin von choretaki. An dieser Stelle muss einmal gesagt sein: Ohne Angelika wäre unsere Tanzplattform nicht „geboren“ und gäbe es somit auch keinen Grund, 10 Jahre vergnügte Tanzcommunity zu feiern!
Schwungvoll starten wir in die nächste Dekade und hoffen, dass wir bald wieder ein so lebendiges und schönes Fest mit euch, liebe Tanzcommunity, erleben dürfen. Keep on dancing!
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