Raimund Sobotka
Univ. Prof. Dr. Raimund Sobotka - emeritiert
Gründer der Folklore-Tanzrunde Schmelz
Der erste Tanzabend der
Schmelzrunde fand am 15. November 1980 am Universitäts-Sportzentrum Schmelz
statt, an dem ich beschäftigt war. Ich hatte dazu Personen aus meinem
Bekanntenkreis eingeladen, der sich zum großen Teil aus Mitgliedern des Bundes
Neuland zusammensetzte, einer katholischen Laienorganisation, die als
konfessionelle Jugendbewegung in der Zwischenkriegszeit gegründet wurde. Wir
hatten dort schon früher fallweise Folkloretänze getanzt, die wir zu größten
Teil aus Platten und Coverbeschreibungen des Walter-Kögler-Verlages
rekonstruierten. Zu diesen Tänzen gehörten zum Beispiel Kolo von Srem, Milanovo
Kolo, Hot time, White Silver Sands Mixer, Kornfeld, Mayim.
Meinen ersten Kontakt mit
ausländischen Volkstänzen überhaupt hatte ich 1952, als ich nach der Matura mit
dem Rad nach Spanien fuhr und in Figueras ein katalanisches Fest mit Sardanas
miterlebte. Ich erinnere mich noch genau, dass ich nicht schaffte, mitzutanzen.
(Ich hatte vorher außer einigen österreichischen Volkstänzen keine
Tanzerfahrung). Einige Jahre später brachte ein Bekannter von einer Wanderung
in Jugoslawien den Tanz Cigancica mit. Wir hatten dazu allerdings keine Musik
und so musste ich - etwas sauer - Harmonika spielen, während die anderen begeistert
tanzten.
Der unmittelbare Anstoß zur
Gründung der Schmelzrunde kam aus der Teilnahme an einem Seminar von Bernhard
Wosien und Christiane Kirchner in Grafenegg bei Krems im Juli 1980, zu dem ich
über eine Verkettung von mehreren „Zufällen“ kam. Nach dem Seminar stand ich
vollgefüllt mit faszinierenden Tänzen – zum Teil einigermaßen gekonnt, zum Teil
aber wenig bis gar nicht beherrscht – in Wien. Es war für mich keine Frage,
dass ich nicht ein ganzes Jahr auf das nächste Seminar warten wollte, auch deshalb,
weil dann auch die einigermaßen gekonnten Tänze vergessen gewesen wären.
In der Leitung der Tanzrunde
gab es während der ganzen Zeit Unterstützung. In der ersten Zeit unterrichteten
auch Friedl Tscherne, Christoph Jiresch und Annelies Jiresch (jetzt Gaberszig)
und ab 1983 Angelika Janssen. Vor allem war es aber Michel Breger, von dem eine
Menge schöner Tänze auch heute noch „im Repertoire“ sind: Bucimis, Sadi Moma,
Santa Rita, Sirba pe Loc, um nur einige zu nennen. Michel war 1983 als
Universitätsprofessor für Astronomie aus Amerika nach Wien gekommen und
initiierte und leitete zwei Folkloretanzrunden, eine in der Pfarre Ottakring
und eine im Kolpinghaus im 9. Bezirk.
Etwa um 1990 erfolgte die
Teilung in Anfänger und Fortgeschrittene, weil die Schwierigkeiten einzusteigen
für neue Interessenten immer größer wurden. Auch die jährlich stattfindenden
Tanzfeste wurden (und werden) von der Schmelzrunde organisiert und
durchgeführt. (Rückblickend ist für mich interessant, dass beide Erweiterungen
eine Vorlaufzeit von zwei bis drei Jahren hatten, in der die Projekte gleichsam
reifen konnten.)
Durch Probleme mit beiden Knieen war ich einige Jahre nur Zuschauer beim
Tanzen. Seit 2006 habe ich zwei Titanimplantate und tanze wieder mit
Begeisterung. Ich unterrichte nur mehr selten -bei besonderen Anlässen wie
z.B. beim Sommertanzen auf der Donauinsel.